.

.

Weit verbreitete Erbkrankheiten bei Katzen


"Nur Rassekatzen haben Erbkrankheiten" - Nein, definitiv nicht!

Das nur Rassekatzen von den Erbkrankheiten betroffen sind ist ein stark verbreiteter Irrglaube, dies kann für alle Katzen gleichermaßen gelten, wenn keine Selektion auf gesunde Vorfahren getroffen wurde.

Die Aussage ist meist begründet auf die Erfahrungsberichte von enttäuschten "Rassenkatzen-Besitzern", deren Tier leider viel zu früh von ihnen gehen musste und/oder kostenintensiv behandelt wird/wurde. Auch wenn der Tod eines geliebten Tieres immer schrecklich ist, gilt es die Aussage zu hinterfragen und zu unterscheiden, um künftig (noch besser: von Anfang an) eine möglichst gute Entscheidung bei der Anschaffung eines neuen Familienmitgliedes treffen zu können. 

So traurig ich persönlich es finde, häufig werden die teureren "Rassekatzen", im Unterschied zu ihren einfachen Hauskatzen Kameraden, einfach regelmäßiger untersucht, es wird besser auf sie geachtet und durch die in den meisten Fällen vorliegende Wohnungshaltung auch weniger Gefahren ausgesetzt, wodurch sie älter werden (und nicht bereits sterben bevor sich eine Krankheit ausbilden kann). Während Hauskatzen häufig (natürlich nicht immer! Es gibt immer Ausnahmen!) irgendwann einfach sterben und es mit -das ist nun einmal der Lauf der Dinge- erklärt wird, nicht aber nachgeforscht oder tierärztlich untersucht wird, geht man mit ihren "reinrassigen" Artgenossen doch häufiger auch vorsorglich zum Arzt, macht Kot- und Blutuntersuchungen, röntgt oder schallt, wenn irgendwas nicht passt und so werden dann auch "häufiger", (weil im anderen Fall nie diagnostiziert,) Krankheiten entdeckt, auf die sich dann bei Pauschalaussagen berufen wird (Beispiel: Alle Rassekatzen sind krank.) ohne die Gründe dafür zu suchen.

"Rassekatzen" habe ich immer in Anführungszeichen gesetzt, da bei Nachfragen zu den Pauschalaussagen, ob Papiere/ein Stammbaum zu der Katze vorhanden ist, sehr häufig mit "Nein, sowas brauche ich auch nicht." geantwortet wird. Das die Tiere reinrassig sind, kann jedoch nur über den Stammbaum und damit verbundenem Ahnennachweis sicher gestellt werden. Entsprechend handelt es sich bei allen Tieren, egal ob sie phänotypisch selbst (oder ihre Eltern) einer bestimmten Rasse ähneln um bestenfalls Rassen-Mixe. Es kann aber nichts über ihre Reinrassigkeit und auch nicht zu ihrem Inzuchtkoeffizienten (Stichpunkt: Vater-Tochter-Verpaarung, Geschwisterverpaarung, etc.) gesagt werden. In der Regel liegt bei den Personen, die Tiere ohne Stammbäume vermehren, auch eher kein Genetik- und Linienwissen vor, eine Gesundheitsvorsorge der Eltern wird selten und wenn meist nicht umfassend durchgeführt. 

Auch wenn man als Züchter nie eine hundertprozentige Garantie geben und man, wie bei uns Menschen auch, trotz aller Vorsorge einfach Pech haben kann, so kann man doch den bestmöglichen Grundstein für das künftige neue Familienmitglied legen und durch den Züchter so viel wie möglich bereits im Vorfeld abklären lassen! Deshalb ist es uns so wichtig unsere Katzen auf alle bekannten Erbkrankheiten zu untersuchen und nur mit gesunden Tieren zu züchten.

So kann ich Ihnen nur empfehlen einen (Hobby-) Züchter zu kontaktieren, dessen Tiere Stammbäume haben und der sich mit der Rasse, dem Wesen, der Genetik und auch der Medizin intensiv auseinander setzt und alle relevanten Zuchtuntersuchungen vor (!) einer Verpaarung durchführt und auch die Untersuchungen noch bis ins hohe Alter wiederholt, um eine tatsächliche Aussage darüber treffen zu können, dass das Tier/die Vorfahren frei von diesen sind.

Züchter in Ihrer Nähe können Sie zum Beispiel über www.mcats.de ausfindig machen.

Sie können darüberhinaus darauf achten, dass die folgenden Erbkrankheiten bei den Eltern/Vorfahren von Spezialisten untersucht werden und nach den entsprechenden Ergebnissen fragen:

 

HCM (Hypertrophe Kardiomyopathie - häufigste Herzerkrankung bei Katzen)

HCM – verursacht eine Verdickung der Herzwände. Diese entwickelt sich erst mit der Zeit, weshalb alle zwei Jahre Vorsorgeuntersuchungen bei Zuchtkatzen durchgeführt werden sollten. Die meisten Fälle können per Ultraschall vor dem fünften Lebensjahr festgestellt werden. Um auch eine spät eintretende HCM diagnostizieren und die Katze und deren Nachwuchs bei positivem Befund aus der Zucht nehmen zu können, sollte auch danach noch von einem zertifizierten Kardiologen bis ins hohe Alter weiter geschallt werden. Der Kardiologe muss eine entsprechende Zusatzausbildung und auch über einen Farbdoppler verfügen, damit Veränderungen erkannt werden. Oft zeigen betroffene Katzen keine Symptome, bis sie plötzlich an einer Herzrhythmusstörung, Herzinsuffizienz oder einem Blutgerinsel sterben. Die medikamentöse Behandlung kann helfen die Symptome zu lindern, eine Heilung gibt es nicht. Es wurden bereits einige HCM auslösende Gene identifiziert, auf die mittels Backenabstrich oder Blutprobe getestet werden kann. Da aber noch nicht alle Verursacher bekannt sind und auch Mutationen auftreten können, reicht ein Gentest nicht aus und die regelmäßigen Schalluntersuchungen sind von Nöten.


PKD (Polyzystische Nierenerkrankung)

Betroffene Katzen entwickeln Zysten in ihren Nieren. Diese sich vergrößernden Zysten (zunehmende Anzahl) verdrängen das Nierengewebe und schränken die Funktionsweise ein. Langsam werden Symptome sichtbar. Die Katze verliert den Appetit und an Gewicht. Gleichzeitig wird sie mehr als gewöhnlich trinken. Eine spezielle Nierendiät kann helfen die Nieren in ihrer Funktion zu unterstützen, eine Heilung für diese Erkrankung gibt es nicht. In der Regel kann PKD per Ultraschall in einem Alter von einem Jahr ausgeschlossen werden. Der Gentest ist nur für Perser verfügbar.


HD (Hüftdysplasie)

Wenn die Gelenkpfanne der Hüfte zu flach ist, so spricht man von Hüftdysplasie, meist als ererbter Defekt. Dies hat zur Folge, dass der Hüftkopf nicht genau in die Gelenkpfanne passt. Aufeinander reibende Oberflächen führen zu einer Degeneration bis hin zum Verschwinden des Knorpels. Da Knorpel, wie auch bei uns Menschen, nicht nachgebildet werden können, führt die Reibung von Knochen auf Knochen zu weiteren Problemen und auch Schmerzen für die Katze. Den fehlenden Knorpel versucht der Körper durch eine erhöhte Knochenproduktion zu beheben, was zu schlimmer werdenden Schmerzen führt. Katzen kompensieren diese meist sehr gut, sodass wir ihre Schmerzen meist nicht bemerken, dennoch können sie an der HD leiden. Vermutlich werden sie weniger Springen und sich vorsichtiger bewegen. Ist die HD nur sehr gering, können sie auch gar keine Einschränkungen haben. Im Gegensatz zu den oben genannten Krankheiten wird HD nicht autosomal dominant (ein Elternteil muss es haben, damit die Kinder es zeigen) vererbt. Es sind viele verschiedene Gen-Paare und Kombinationen beteiligt, die dies vererben können. Dies bedeutet, dass Katzen ohne HD, Nachwuchs haben können, der HD entwickelt und anders herum. Entsprechend wichtig ist es auch hier auf eine Generationen übergreifende Vorsorge durch Röntgen der Gelenke, bereits vor dem Zuchteinsatz und auch in größeren zeitlichen Abständen zur Kontrolle, zu setzen.


PL (Patellaluxation)

Die Kniescheibe/Patella kann eine Tendenz haben aus ihrer normalen Position zu gleiten und sich auszurenken. Dies wird als Patellaluxation bezeichnet. Dies kann daran liegen, dass die Trochleagrube, in dieser bewegt sich die Kniescheibe von Bändern gehalten sonst, sehr flach ist oder auch die Bänder zu locker sind. Ein Trauma kann identische Symptome zur Folge haben. Diese sind, dass die Katze plötzlich aufhört zu laufen und das betroffene Bein nach hinten ausstreckt. Auch sind Schmerzen und Entzündungen im Kniegelenk möglich. Dies kann zusammen mit der HD Untersuchung überprüft werden. Die Prognose bei einer chirurgischen Behandlung ist recht gut.